Montag, 6. März 2017

Wishcraft oder der Grund, warum ich hier bin...

So richtig weiß ich ja noch immer nicht, was ich mit diesem Blog eigentlich bezwecke und warum ich überhaupt hier bin, aber dafür kann ich zumindest ganz genau sagen, wer mich letzten Endes hierher gebracht hat. Es war niemand anderes als Barbara Sher.

Bereits vor Jahren habe ich ihr Buch Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast gelesen und erfreut festgestellt, dass es für mein Verhalten einen Namen gibt. Ich bin ein Scanner.

Mit Scanner bezeichnet Barbara Sher Menschen wie mich, die unzählige unterschiedliche Interessen habe und gerne mehreren davon gleichzeitig nachkommen, die in verschiedene Themengebiete hineinschnuppern, die leider aber oft auch Sachen aufschieben oder ganz vergessen, weil ihnen schlicht die Zeit dazu fehlt, oder sie im Laufe der Zeit das Interesse daran verloren haben.

Das Gegenteil von Scannern sind übrigens Taucher, also solche, die ganz und gar in ein einziges Themengebiet "eintauchen", darin aufgehen und sich ganz darauf konzentrieren. Taucher sind oft Wissenschaflter, Mathematiker oder Spitzensportler.

Das alles bin ich aber nicht. Ich bin ein Scanner, eindeutig. Und ich habe gelernt, dass manche der Vorwürfe, denen ich mich früher oft stellen musste (dass ich nichts zu Ende bringe, dass ich mich nicht genug anstrenge und zu schnell das Interesse verliere, dass ich zu wenig Ehrgeiz habe), einerseits gar nicht so schlimm und andererseits schlichtweg falsch sind. Aber dazu ein anderes Mal mehr.

Kurz vor Weihnachten habe ich im Bücherregal einer Freundin dann das Buch Wishcraft. Lebensträume und Berufsziele entdecken und verwirklichen entdeckt und ausgeborgt. Gleich vorweg: Ich habe es nicht zu Ende gelesen. Nicht, weil es mir nicht gefallen hätte, sondern vielmehr, weil die für mich wichtigen Informationen und Gedankenanstöße bereits ganz am Beginn des Buches zu finden waren und ich daher keinen Grund sah, mich weiter damit zu beschäftigen. Scanner, sag ich doch.

Sher stellt darin zunächst die im Grunde ganz einfache Frage: Wer bist du? Was ist dein Wesenskern? Bei welcher Tätigkeit blühst du so richtig auf, was hast du schon als Kind gerne gemacht, was wärst du geworden, wenn du die freie Wahl gehabt hättest und dich nicht irgendwann Konventionen und Zukunftsaussichten gebeugt hättest?

Für mich gibt es darauf nur eine wirkliche Antwort: Schriftstellerin.

Denn nicht nur, dass ich bereits als Kind alle Arten von Geschichten regelrecht verschlungen habe, ich habe auch, soweit ich mich zurück erinnern kann, immer schon welche geschrieben. In krakeliger Kinderhandschrift auf zusammengeheftetes Papier, verziert mit Unmengen bunter Filzstiftzeichnungen. "Die Feenkönigin" hieß glaube ich mein erster "Roman", und wie der Titel bereits verrät, ging es darin um eine Feenkönigin, die eine Geburtstagsparty schmeißt. Oder so ähnlich.

Später hämmerte ich dann die ersten Liebesgeschichten auf einer mechanischen Schreibmaschine zu Papier, bei der ständig irgendwelche Buchstaben klemmten und ich mehr als einmal über die Seite hinausschrieb, weil ich das "Pling" überhört oder schlicht ignoriert hatte. Und selbst wenn ich einmal nicht hinter einem Buch oder der Schreibmaschine saß, sondern draußen unterwegs war, hatte ich immer mindestens eine/n Fantasiefreund/in dabei und in meinem Kopf entstanden die wunderbarsten Abenteuer. So wie das hier steht, klingt es möglicherweise sehr einsam, aber das war es nicht, ganz im Gegenteil.

Und dann? Dann kam, wie so oft, das Leben dazwischen. Die Schule war irgendwann zu Ende, ich entdeckte das damals viel aufregendere Nachtleben für mich, ich bekam einen 40-Stunden-Job und hatte plötzlich eine eigene Wohnung. Ich war verliebt, verlobt, verheiratet, geschieden (das volle Programm eben; da behaupte noch mal einer, ich würde nichts zu Ende bringen) und das Schreiben rückte immer mehr in den Hintergrund und verschwand bis auf ein paar äußerst unregelmäßige Tagebucheinträge irgendwann ganz.

Erst als ich vor mittlerweile über sieben Jahren mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt habe, meinen Job gekündigt, ein Studium begonnen und ein paar persönliche Krisen überwunden habe, begann ich langsam wieder, meine Gedanken auch zu Papier zu bringen.

Dass es mir so wahnsinnig leicht fiel, die Frage nach meinem Wesenskern so schnell und ohne Zweifel zu beantworten, hat mir gezeigt, dass da möglicherweise noch mehr in mir steckt als ich bisher dachte. Dass ich vielleicht doch ein gewisses Talent habe, und wenn schon nicht das, dann zumindest eine Leidenschaft, für die es keinen Grund gibt, sie zurückzuhalten.

Darum bin ich hier. Und sollte irgendwann irgendjemand auf die Idee kommen, mich für meine literarischen Ergüsse bezahlen zu wollen, soll es mir nur recht sein. Bis es soweit ist, begnüge ich mich damit, einfach das zu tun, was ich wirklich gern tue und immer schon gern getan habe.

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